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Wortschatz - Der Blog von Deutschlehrer:innen für Deutschlehrer:innen


Seit vielen Jahren sind wir im DaZ / DaF - Bereich als Lehrkräfte tätig. In unserem Blog "Wortschatz" veröffentlichen wir Informationen, Tipps und Erlebnisse. Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei und freuen uns über Ihr Feedback.


18.02.2024

Rituale, Improvisationen, Lösungen

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Unser Blog heißt “Wortschatz”, eines der schönsten Wörter der deutschen Sprache. Und irgendwie hat es ja mit unserem Beruf zu tun. Seit wir uns für einen gemeinsamen Lebensweg entschieden haben, arbeiten wir zusammen. Alles passiert in wohlwollender Gemeinsamkeit. Für viele Paare wäre es wohl ein unvorstellbares Szenario, wir sehen das mit großer Freude. Ja, wir haben manchmal nie Feierabend, weil wir auch zu Hause über die Arbeit sprechen. Aber wer hat schon kollegialen Austausch und Praxisreflexion mit einem Glas Rotwein zu Hause? Wir entwickeln Ideen, geben uns Hilfe und -wenn notwendig- motivieren wir uns gegenseitig.

Eine besondere Bedeutung für uns haben Rituale. So sind wir immer rechtzeitig an unserem Arbeitsort, um uns mental auf den Unterricht einstimmen zu können. Zuerst öffnen wir das Fenster, das sorgt für frische Luft und ein angenehmes Lernklima. Das wichtigste Ritual aber ist der morgendliche Weg zum Brunnen, wir holen frisches Wasser. Naja, der Brunnen darf dann auch mal ein Waschbecken auf dem Flur sein. Wir füllen aber jeden Morgen unser Eimerchen mit Wasser, denn wir gehören zu den Lehrkräften, die ganz konservativ mit der Tafel arbeiten. Und nichts ist schlimmer als eine schmutzige Tafel.

Nein, wir arbeiten nicht mit einem Smartboard, auch wenn neue Medien spätestens seit Corona in vielen Schulen und Bildungseinrichtungen Einzug gehalten haben. An unserem Wirkungsort existieren bereits zwei Smartboards. Mit unseren fast 60 Jahren sind wir jedoch in der Hierarchie noch nicht dort angekommen, wo man mit solchen Highlights “verwöhnt” wird. Also bleiben wir bei Eimerchen und Läppchen.

Trotzdem stellen wir uns den “Neuen Medien” und finden es sehr praktisch, digitale Lehrbücher mittels Beamer an die Wand zu werfen. Viele Erklärungen werden dadurch erspart und die Kursteilnehmer:innen sind dankbar, wenn man vorn zeigen kann, wie die Aufgabe richtig gelöst aussieht. Ein Vorteil gegenüber dem Smartboard ist, dass man gemütlich vor Tablet oder PC sitzen kann. So entwickelt sich eine gemütliche Komfortzone. Und wenn dann an der Tafel etwas erklärt werden soll, geht das Prozedere los: Beamer aus - Leinwand hoch. Und danach: Beamer an - Leinwand runter. Huh, das geht ganz schön in die Knochen. 

Gibt es noch eine praktikabelere Lösung? Natürlich, man nutzt digitale Tafeln, sogenannte digitale Whiteboards. Es gibt zahlreiche Lösungen für die unterschiedlichsten Systeme (Windows-PC, Android-Tablet, iPad). Digitale Tafeln haben einen weiteren interessanten Mehrwert. Meine Frau hat keine gute Handschrift und ich kann nicht so gut zeichnen. So ähneln meine Tafelskizzen dem Gekritzel von Vorschulkindern.

Folie2.pngDie Lernenden verstehen dennoch, was ich skizziere. Und die Handschrift meiner Frau wurde von ihren Teilnehmenden bisher immer akzeptiert. Da aber viele Tafelbilder in der Whatsgruppe landen und wir nicht wissen, wer diese Grafiken alles sieht, schämen wir uns manchmal dafür. Digitale Whiteboards bieten viele Tools, die das Erstellen von Tafelbildern enorm erleichtern. Formen, Textfelder, Stifte, Vorlagen usw. machen jedes Tafelbild zu einem Kunstwerk. Nun können die Leinwand immer unten und die Lehrkraft immer im Sessel bleiben. Die Lehrkraft muss keineswegs wie der Wettermann vor dem großen Monitor herumhampeln.

Sehr einfach zu bedienen ist beispielsweise das Microsoft Whiteboard. Wir nutzen am liebsten das Collaboard, welches von einer Firma in der Schweiz entwickelt wurde. Es hat gegenüber der Microsoft-Variante den Vorteil, dass man Bilder direkt über das Board suchen und einpflegen kann. Beim Microsoft-Whiteboard muss man Bilder erst auf dem Gerät speichern und dann über das bekannte Menü Einfügen holen. Manchmal ist es auch sinnvoll, Tafelbilder vorab zu entwerfen, um sie dann später mit gewisser Zeitersparnis im Unterricht zu nutzen. Fast jedes digitale Wihiteboard bietet die Möglichkeit, auf einfachem Weg die mit Wissen vollgepackten Grafiken den Lernenden zur Verfügung zu stellen.

Folie1.pngCollaboard setzt den Fokus auf Interaktivität und Kollaboration, deshalb vermutlich auch der Name. Diese Funktion haben wir im Unterricht bisher noch nicht genutzt. Welche Lehrkraft möchte es schon, dass die Lernenden im eigenen Tafelbild herumkritzeln?

Sicherlich haben wir alle Möglichkeiten der digitalen Tafel noch nicht ausgereizt. Wir bleiben dran. Der tägliche Weg zum Brunnen bleibt uns erhalten, weil die klassische Tafel einfach zum Lehrersein dazugehört.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit oder ohne Smartboard? Schreiben Sie gern etwas in den Kommentaren.
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Ulf_Mittelstaedt - 11:30 @ Deutschunterricht, Berufsalltag | Kommentar hinzufügen